Tag der offenen Tür im GVZ Oberzent
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Ein Gemeinschaftswerk mit Vorbildcharakter
GesundheitsVersorgungsZentrum (GVZ) Oberzent stellt zwei Tage lang sein Leistungsspektrum vor
Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, dass das GesundheitsVersorgungsZentrum Oberzent (GVZ) seine Arbeit aufgenommen hat, schon versammelt sich unter dieser Adresse eine Vielfalt an medizinischen, pflegerischen und sozialen Leistungsangeboten, wie es in dieser Konstellation wohl einmalig ist. Beeindruckt davon machten am Freitag und Samstag, 23. und 24. November 2018 beim Tag der offenen Tür in der Mümlingtalstraße 58 in Oberzent-Beerfelden mehrere hundert Besucher sich ihr eigenes Bild davon. In seiner Begrüßung betonte der 2. Vorsitzende des Trägervereins GesundheitsVersorgungsKooperation (GVK) Oberzent, Dr. med. Alwin Weber, dass an keinem anderen Ort bundesweit die multidisziplinäre Zusammenarbeit so weit vorangeschritten ist.
Die Akteure, ein Team aus Ärzten, weiteren medizinischen Leistungsanbietern und Kommunalpolitikern, waren sich von Beginn an im Klaren, dass sie herausforderndes Neuland betreten und zur Anschubfinanzierung der Koordinationsleistungen im laufenden Betrieb wegen unzureichender gesetzlicher Regelung Fördermittel benötigt werden. „Darin liegt der wesentliche Unterschied zu einem Medizinischen Versorgungszentrum oder Ärztehaus; einfach formuliert; wir wollen, dass uns weit mehr miteinander verbindet als ein Treppenhaus“, nutzte Weber einen bildhaften Vergleich. Weber unterhält in Michelstadt eine Urologische Praxis und zählt zu den Fachärzten, die in den Räumen des GVZ eine Zweigstelle der Hauptpraxis vorhalten und damit zu einem einmaligen Angebot für die Einwohnerinnen und Einwohner der neuen Stadt Oberzent beitragen. In seinem Vortrag stellte er dem interessierten Publikum vor, was sich seit der Gründung der Kooperation im Jahr 2015 bis heute entwickelt hat und wohin das GVZ sich bis 2020 bewegen wird.
Die Ausgangslage skizzierte Bürgermeister Christian Kehrer: „Eine hinreichende Gesundheitsversorgung ist eine Frage der Daseinsfürsorge, die normalerweise ohne Eingreifen der Kommunalpolitik funktionieren soll. Erlebt haben wir aber ein Marktversagen, weshalb es kluge Beschlüsse der Kommunen waren, selbst eine Sicherstellung einer wohnortnahen Versorgung auf den Weg zu bringen.“ Aus hausärztlicher wie auch in fachärztlicher Sicht war der dünn besiedelte Süden des Odenwaldkreises bis vor Kurzem noch extrem unterversorgt. „Es ist allen, die mitgewirkt haben zu verdanken, dass die Region wieder attraktiv geworden ist“, ging Weber auf das Erreichte ein. Die Räumlichkeiten des GVZ sind verkehrsgünstig am nördlichen Stadteingang von Beerfelden zu erreichen. Mit Bernhard Wagner hat unter dieser Anschrift ein Hausarzt seine Praxis eröffnet; neben Weber bieten weitere Fachärzte (Frauenheilkunde, Chirurgie, Orthopädie, Neurologie und Psychotherapie) regelmäßig Sprechstunden an. Mit zwei Ambulanten Pflegediensten sowie Sozialberatungsstellen, angeboten von Wohlfahrtsverbänden wie Caritas, Diakonie und DRK, erfüllt das GVZ den Anspruch, den Weber so formulierte: „Wir haben die Versorgung aus der Sicht von Bedürftigen angepackt, nicht durch die Brille des Arztes. Das GVZ vereint Spezialisten der körperlichen, psychischen und sozialen Gesundheit, die alle miteinander im Austausch stehen.“
Und exakt jene Kooperation, für die der Gesetzgeber aufgrund der unterschiedlichen Rechtsgrundlagen der Sozialgesetzbücher noch keine Finanzierung vorsieht, steht für den entscheidenden Unterschied. Die beiden Programmtage boten einen umfangreichen Einblick in das breit aufgestellte Leistungsspektrum: An den Infoständen und in Vorträge informierten Wohlfahrtsorganisationen über Themen wie Häusliche Gewalt, häusliche Notrufeinrichtungen und die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (Beratungsstelle für Menschen mit vorhandener oder drohender Behinderung in Fragen der Rehabilitation und Teilhabe). Präsent waren darüber hinaus die Stabsstelle Gleichstellung und Integration des Odenwaldkreises, die Hospiz Odenwald und der Pflegestützpunkt Odenwaldkreis. Fachärzte referierten über Themen wie Demenz, Schlaganfall oder Hilfe bei Beckenbodensenkung und Inkontinenz.
Der Samstag wurde vom Vorsitzenden der GVK Oberzent, Gottfried Görig, eröffnet. Wagner stellte sich den Fragen der Gäste zu seinem neuen Hausarztzentrum. Seine Praxis im GVZ ist anerkannte Akademische Lehrpraxis der Medizinischen Fakultät der Ruprechts-Karl-Universität Heidelberg. Künstlerische Akzente setzte, passend zur Oberzenter Kulturlandschaft, eine Vernissage zum Thema Wald, Flur und Jagd des Bergsträßer Künstlers Herbert F. Rauh („Der Regenmaler“). Bei aller Freude über das bereits gemeinsam Erreichte warf Weber den Blick über Oberzent hinaus und skizzierte, dass die GesundheitsVersorgungsKonferenz Odenwaldkreis (GVKO) das gesamte Kreisgebiet im Blick hat. So sind in der Unterzent und im Gersprenztal vergleichbare Versorgungsstrukturen im Entstehen beziehungsweise in Planung, um vorhandenen oder drohenden Unterversorgungen entgegenzuwirken. „Dies ist der Beginn einer Entwicklung, die wie ein zartes Pflänzchen heranwächst“, so Weber, der ausdrücklich allen Akteuren und Initiativen dankte, die einen wichtigen Beitrag dazu geleistet haben und weiter daran arbeiten.
Text: Manfred Giebenhain
Journalist / Kommunikationswirt (GEP)